Ein Gespräch mit der Bühnenbildnerin Lena Newton

10. Februar 2024

Lena Newton findet in ihrer Arbeit als Bühnenbildnerin ein breites Spektrum an künstlerischer Betätigung, wobei der Raum eine zentrale Rolle spielt.

Für sie lösen sich die Grenzen des Raumes oder der Welt um uns herum zunehmend auf und unsere Sehgewohnheiten haben sich verändert. Der Umgang mit Medien beeinflusst auch die Art und Weise, wie wir Theater erleben und bildende Kunst erfahren. Dies erfordert neue technische Konsequenzen sowie dramaturgische Überlegungen.

In ihren Bühnenbildern spielen moderne Medien eine immer wichtigere Rolle. Sie beschäftigt sich damit, wie Geschichten hinter Oberflächen entstehen können. Zum Beispiel projiziert sie Elemente auf einen Gazevorhang zwischen Zuschauer und Bühne, um einen ständigen Wechsel von 2D zu 3D zu schaffen sowie Vordergrund- und Tiefeneffekte zu erzeugen. In anderen Werken stellt sie die Bühnentechnik als Hauptaspekt dar, indem sie  zum Beispiel durch Blackouts und  laute Störgeräusche einen  dynamischen Wechsel von Bildern erzeugt.

Ein zentraler Aspekt ihrer Arbeiten ist es herauszufinden, wie digitale Effekte dem „analogen“ Bild neue emotionale Dynamiken verleihen können. Ein Beispiel dafür ist das Filmen eines Raums, bei dem das Videobild digital bearbeitet wird (mit Flackern und Ruckeln) bevor es wieder auf den gleichen Raum projiziert wird.

Für Lena Newton entsteht moderne Bühnensprache durch den Wechsel zwischen Handlungen im realen Bühnenraum und einem zweiten fiktiven Geschehen auf der Leinwand. Ihr Bühnenbild für Anton Tschechows „Drei Schwestern“ (Regie: Susanne Kennedy) wurde als das beste des Jahres ausgezeichnet. Das Theaterstück war eine Mischung aus Bühne und digitaler Welt. In ihren Augen spiegelt das moderne Bühnenbild die Herausforderung wider, die digitale Welt in unser „analoges“ Leben zu integrieren.

Lena Newton hat sich unter anderem mit der Architektur des japanischen Nō-Theaters beschäftigt, das stark ritualisiert ist. Dabei vermischen sich alte und neue Motive sowie zweidimensionale Flächen mit dreidimensionalen Objekten, Spielern und Puppen, Malerei, Videobildschirmen und Projektionsflächen – ein Gesamtkunstwerk im modernen Kontext. Es geht erneut um die Gleichzeitigkeit von digitalen und analogen Bildern.

Lena Newton wurde 1976 in München geboren. Sie studierte an verschiedenen Kunstakademien in Dresden, Amsterdam und Rotterdam. Seit 2007 arbeitet sie eng mit Regisseurin Susanne Kennedy zusammen und entwirft Bühnenbilder für Aufführungen an renommierten Theatern wie dem Nationaltheater Den Haag, der Volksbühne Berlin oder den Münchner Kammerspielen. Dort entstanden u.a. «Fegefeuer in Ingolstadt» (Berliner Theatertreffen 2014) und «Warum läuft Herr R. Amok?» (Berliner Theatertreffen 2015) sowie «Drei Schwestern», das 2019 vom Fachblatt «Theater Heute» als «Bühnenbild des Jahres» ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus arbeitete Lena Newton mit Sebastian Baumgarten, Lola Arias sowie andcompany&co am HAU Berlin, Schauspiel Hannover, Schauspielhaus Bochum, Residenztheater München u.a. sowie in den Niederlanden mit Regisseur*innen Sarah Moeremans, Eric de Vroedt, Davy Pieters und dem Performance Duo Boogaerdt/VanderSchoot. Sie ist seit 2019 Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf.

Am Samstag, dem 10.02.2024 um 15:00 Uhr findet ein Zoom-Online-Treffen mit der Bühnenbildnerin Lena Newton statt, bei dem über ihre Werke und künstlerischen Ansätze diskutiert wird. Interessierte sind herzlich eingeladen, kostenlos teilzunehmen. Um  Anmeldung unter info@kk-tr.de wird gebeten.

 

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Hanaa Malallah
Chair
2011

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